Verletzlichkeit im Job: Mutig oder riskant?

Wie verletzlich wagst du dich in der Arbeit zu zeigen?

Für diese Frage ist in den letzten Jahren das Bewusstsein gestiegen. Auf HR-Konferenzen wird neuerdings Verletzlichkeit thematisiert und es wird sogar von „vulnerabler Leadership“ gesprochen.

Die Forschungsergebnisse sind eindeutig. Wer es wagt, sich verletzlich zu zeigen, ist erfolgreicher, schafft Vertrauen im Team und kommt zu besseren Lösungen.

Also für diese Benefits lohnt es sich doch, oder wo ist Haken?

Verletzlichkeit fühlt sich eben sehr unangenehm an, das können wir uns nicht schön reden.

Was steckt hinter diesem Phänomen?

Sich verletzlich zeigen zu können, entlastet enorm. Sowohl Führungskräfte als auch ihre Mitarbeiter*innen dürfen zu eigenen Schwächen, Unzulänglichkeiten und Fehlern stehen. Defizite müssen nicht hinter einer Schutzwand versteckt werden, was sehr viel Energie kostet und dadurch anstrengend ist.

✅ Vorteil von Verletzlichkeit für die Führungskraft:

Sie muss sich nicht mehr um jeden Preis unfehlbar zeigen und muss auch nicht mehr auf jede Frage eine Lösung parat haben. Sich verletzlich zeigen zu dürfen, entlastet die Führungskraft.

Auswirkung auf ihre Mitarbeiter*innen:

✅ Auch die Mitarbeiter*innen sind entlastet, weil auch sie Raum für ihre eigenen Schwächen und Fehler bekommen – sie müssen nicht mehr perfekt sein oder so tun als seine sie perfekt.

Das sagt Magdalena Rogl (Diversity & Inclusion Lead, Microsoft Germany | Autorin „MitGefühl“):

„Wer sich nicht ständig schützen und verteidigen muss, spart viel Energie, die er für sein Arbeit einsetzen kann.“

Gerade für unsichere Zeiten ist Verletzlichkeit eine wichtige Resilienz-Kompetenz, sowohl für Führungskräfte als auch für ein ganzes Team. Führungskräfte die sich trauen, verletzlich zu zeigen, tragen zu einem offeneren Austausch bei.

In einem Seminar mit Timo Rehse habe ich mich im Februar ein ganzes Wochenende mit meiner eigenen Verletzlichkeit auseinandergesetzt. Mein Blick auf meine Fehler und Unzulänglichkeiten hat sich durch die tiefgründige Auseinandersetzung sehr geändert. Es ist so viel befreiender zu den eigenen Fehlbarkeiten und Unsicherheiten stehen zu dürfen.

💥 Jetzt lade ich dich in ein Zukunfts-Szenario in zehn Jahren ein:

2033 werden immer noch Fehler gemacht, es gibt immer noch Unsicherheiten und Unzulänglichkeiten. Allerdings haben wir einen ganz anderen Blick auf Fehler:

  • Jede und jeder darf Fehler machen, keine und keiner muss sich dafür schämen.
  • Keine und keiner wird für Fehler an den Spranger gestellt.
  • Die Mitarbeiter*innen diskutieren darüber, was ist das Gute an dem Fehler.
  • Führungskräfte stehen selbstverständlich zu ihren Fehlern und Schwächen.

Nimm‘ dir ein paar Minuten Zeit und lass‘ alle Gedanken zu, die dir zu diesem Szenario einfallen.

Sich in der Arbeit verletzlich fühlen dürfen und sich damit zeigen, hat eine starke Wirkkraft bezüglich der Resilienz und besonders auf die Team-Resilienz. Es fühlt sich jedoch nicht immer gut an.