Was, wenn in deinem Team nicht die Lauten das Ruder führen sollten – sondern die, die kaum etwas sagen?

Als Resilienztrainerin arbeite ich mit ganz unterschiedlichen Teams, aber immer wieder sehe ich dasselbe Muster:

In stressigen Phasen neigen wir dazu, auf die lauten Stimmen zu hören. Auf die, die schnell reagieren, sich energisch einbringen, schnelle Lösungsvorschläge parat haben. Und das ist wichtig – keine Frage.

Aber TeamResilienz zeigt sich oft nicht in den lautesten Momenten. Sondern in den leisen.
In jenen Beiträgen, die nicht dominant, aber dafür umso durchdachter sind.

Teamstärke – ein Moment, den ich nie vergesse

Ein Projektteam stand kurz vor einer wichtigen Entscheidung. Es war viel Druck im Raum, und wie so oft sprachen zuerst mal dieselben fünf Leute wie sonst auch.

Schnelle Ideen, viel Energie, lösungsorientiert – aber auch ein bisschen hektisch. Ich beobachtete die Szene von außen, als Coachin, und sah, dass eine Kollegin auffällig ruhig blieb. Kein Blickkontakt, keine Beteiligung – aber sie schrieb mit. Konzentriert.

Als ich sie in der Reflexionsrunde später einlud, ihre Gedanken zu teilen, sagte sie zögernd:
„Ich bin mir nicht sicher, ob das passt, aber ich habe einen anderen Blick auf das Problem.“

Dann folgte ein sachlicher, kluger, analytischer Beitrag – der das ganze Team innehalten ließ.
Weil er einen völlig neuen Aspekt aufzeigte und das Gespräch in eine komplett andere Richtung lenkte und damit ganz neue Lösungsmöglichkeiten auf den Tisch brachte.

Ohne Übertreibung kann ich sagen, dass dies für mich ein Gänsehautmoment war.

Nicht, weil jemand besonders laut oder charismatisch war – sondern, weil jemand den Mut hatte, sich auf seine leise Art zu zeigen. Und weil das Team bereit war, zuzuhören.

Introvertierte Stärke ist auch Teamstärke

  • Nicht: Alle denken gleich – sondern: Wir denken gemeinsam.
  • Nicht: Die Lauten setzen sich durch – sondern: Alle kommen zu Wort.
  • Nicht: Anpassung – sondern: Ergänzung.

Introvertiert oder extravertiert – beides ist wertvoll. Gerade in Krisen.
Denn während die einen den Weg freiräumen, sehen die anderen, wohin es eigentlich gehen sollte.

Als Resilienztrainerin frage ich Teams deshalb oft:

  • Wann habt ihr zuletzt aktiv nach einer stillen Stimme gefragt?
  • Wann habt ihr zuletzt einer schnellen Meinung einen Moment der Stille entgegengesetzt?

Denn es braucht gerade in Zeiten des Trubels nicht unbedingt immer mehr Tempo – sondern manchmal einfach mehr Raum.

Hast du bereits Erfahrung mit introvertierter Stärke in deinem Team gemacht.

 

Weiterlesen: In diesem LinkedIn-Beitrag stelle ich eine Übung für Teamstärke vor.