Übergewicht durch Schlafmangel

Über längere Zeit zu wenig schlafen, erhöht die Wahrscheinlichkeit dicker zu werden. Weltweit durchgeführte Studien belegen, dass Menschen, die regelmäßig weniger als sieben Stunden pro Nacht schlafen, ein erhöhtes Risiko für Übergewicht haben. Mit jeder Stunde weniger Schlaf erhöht sich also das Risiko für Gewichtszunahme.

„Je weniger man im Durchschnitt schläft, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man zu viel auf die Waage bringt.[1]

Menschen, die dauerhaft zu wenig schlafen, entwickeln am Tag Heißhungerattacken auf süßes und fettes Essen. Es fällt ihnen schwer, das zu bremsen.

Ursachen für die Gewichtszunahme bei zu wenig Schlaf

Der Stoffwechsel verlangsamt sich in der Nacht

Für die eigene Wärmeproduktion braucht unser Körper Energie und die holt er sich über die Nahrung. Am Tag ist die Körpertemperatur höher. Das bedeutet, ein Teil unseres Essens wird für die Wärmeproduktion eingesetzt. Abends bereitet sich der Körper auf Erholung und Schlaf vor und senkt seine Körpertemperatur. Es wird also nicht mehr viel Energie gebraucht. Schweres Essen in den Abendstunden oder in der Nacht landet direkt auf den Hüften.

Sie kennen bestimmt die Aussage: Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler.

Der Stoffwechsel läuft untertags viel höher als in der Nacht im Schlaf, weil wir am Tag eine höhere Wärmeproduktion brauchen. Es macht also sehr viel Sinn, sich beim Abendessen zurückzuhalten.

Und noch eins kommt dazu: Nach einer schlechten Nacht, haben wir am Tag weniger Lust auf Bewegung und energieintensive Aktivitäten. Die Folge ist, der Körper verbraucht weniger Energie. Essen wir also wie gewohnt, wird die nicht verbrauchte Energie in den Fettzellen gespeichert.

Diese Zusammenhänge sind wissenschaftlich gut erforscht.

Schlafmangel führt zu größeren und kalorienreicheren Portionen

Im Magen wird das Hormon Ghrelin produziert. Dieses Hormon signalisiert dem Gehirn: Es ist Zeit zu essen und wir spüren Hunger. Ghrelin löst Hunger aus. Bei Schlafmangel wird mehr Ghrelin produziert. Das ist ein weiterer Grund, warum wir mit zu wenig Schlaf mehr essen und infolge zunehmen.

Es gibt noch einen weiteren Mechanismus, der bei Schlafmangel unseren Appetit übermäßig anregt. Im Schlaf wird das Sättigungshormon Leptin ausgeschüttet. Leptin wird im Fettgewebe gebildet und spielt auch für die Aktivierung des Immunsystems eine große Rolle. Leptin ist also quasi der Gegenspieler zum Hungerhormon Ghrelin. Leptin meldet dem Gehirn, wir sind satt und wir brauchen nichts zu essen. Leptin sorgt dafür, dass wir in der Nacht nicht vor lauter Hunger aufwachen. Immerhin bekommen wir für 7 – 8 Stunden nichts zu beißen. Untertags würde uns da der Magen in den Kniekehlen hängen, oder? Leptin ist ein natürliche Appetitszügler. Morgens wenn wir aufwachen, sinkt der Leptin Spiegel und wir bekommen Hunger.

Das Belohnungszentrum im Gehirn zeigt bei Schlafmangel eine höhere Aktivität

In einer Studie wurden zwei Gruppen gebildet: Die einen durften nur so ca. 4 Stunden schlafen und die anderen durften ihre gewohnte Zeit im Bett bleiben. Nun zeigte man den „Kurzschläfern“ und natürlich auch den Normalschläfern Bilder von Lebensmittel. Und siehe da, das Belohnungszentrum war bei den Kurzschläfern viel aktiver als in der anderen Gruppe. Natürlich springt das Belohnungszentrum auch bei gesunden Schläfern an, wenn sie Bilder von leckerem Essen sehen. Der Unterschied zu Schlechtschläfern ist, sie können ihre Impulse besser steuern. Sie verspüren nicht den Drang nach noch mehr Essen. Schlafen Menschen zu wenig, animiert sie das Belohnungszentrum, mehr zu essen als nötig ist. Das gilt auch für andere Suchtmittel, wie z.B. Alkohol.

Fazit: Wollen Sie abnehmen oder auch nicht zunehmen, sorgen Sie für ausreichend guten Schlaf.

 


 

[1] Manfred Hallschmid

 

Manfred Hallschmid ist Professor am Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen. Er untersucht, welche Rolle Schlaf für unseren Organismus – insbesondere den Stoffwechsel – und unser Verhalten spielt.