»Bin ich bereit, das Gute im Leben zu sehen?«

Dieser Satz liegt zurzeit prominent auf meinem Küchentisch.

Simon und Chablis, zwei renommierte Psychologen, haben in verschiedenen Experimenten nachgewiesen, dass Konzentration ablenkend wirken kann. In ihrem berühmtesten Experiment, »Der unsichtbare Gorilla«, haben sie gezeigt, dass wir, wenn wir besonders aufmerksam sind, oft die offensichtlichsten Dinge übersehen. Ich selbst habe dieses kurze Video vor vielen Jahren bei einem Vortrag auf einer großen Leinwand gesehen – und wie viele andere habe auch ich den Gorilla übersehen.

Psychologen nennen dieses Phänomen Unaufmerksamkeitsblindheit.

Könnte es sein, dass wir bei all den Negativmeldungen, auch anfällig für Unaufmerksamkeitsblindheit sind? Der Hirnforscher Del Rosario hat gezeigt, dass immer dann, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas richten, der Rest der Welt aus unserem Bewusstsein verschwindet. Könnte es sein, dass wir, wie der unsichtbare Gorilla, die positiven Seiten und Freuden des Lebens verpassen, nur weil unsere Aufmerksamkeit ständig auf das Negative gerichtet ist?

Wie kann es uns gelingen, das Gute im Leben wieder bewusst wahrzunehmen?

Ein erster entscheidender Schritt ist, sich bewusst zu sein, dass wir nie die ganze Wirklichkeit wahrnehmen, sondern immer nur einen Ausschnitt. Unsere Wahrnehmung funktioniert absolut selektiv.

Es sollte uns bewusst sein, dass wir die Welt durch den Filter unserer eigenen Vorurteilen und Sichtweisen betrachten. Der Soziologe Luhmann argumentiert ähnlich wie die Neurowissenschaftler, dass wir nicht in der Lage sind, alle Informationen, die uns umgeben, vollständig wahrzunehmen, und dass wir daher bestimmte Dinge ausblenden, um uns auf das zu konzentrieren, was für uns wichtig ist.

WIR SEHEN NICHT, DASS WIR NICHT SEHEN, WAS WIR NICHT SEHEN (bei Luhmann zu finden)

Erleben wir gerade wieder mal ein unangenehme Situation, fällt es uns im ersten Moment nicht unbedingt leicht, das Gute zu sehen – zumindest ich ticke so.

Eine hilfreiche Methode ist, die Perspektive oder den »Rahmen« einer Situation zu ändern. Dann wandelt sich auch die Bedeutung. Dieser Prozess der Veränderung der Perspektive ist als »Reframing« bekannt und wird als Problemlösung zweiter Ordnung betrachtet, da er nicht das »Problem« selbst verändert, sondern nur die Art und Weise, wie es betrachtet wird – was oft dazu führt, dass das Problem kein Thema mehr ist.

Besonders Ronja Wurm-Seibel hat mich inspiriert, immer wieder auf das Gute in einer Situation zu schauen – auch in extrem schwierigen Situationen. Ihr Bestseller »WIE WIR DIE WELT SEHEN – Was negative Nachrichten mit unserem Denken machen und wie wir uns davon befreien.« kann ich sehr empfehlen.

Wie gelingt es Ihnen, das Gute wahrzunehmen?