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Zur Ruhe kommen – nur wie?
Viele Menschen wissen heute nicht mehr, wie sie abschalten und entspannen können. Gehören Sie auch zu dieser wachsenden Gruppe von Menschen?
So vieles müssen Sie jeden Tag erledigen. Da sind die vielen Aufgaben im Job und die Hausarbeit macht sich auch nicht von selbst. Schöne Aktivitäten mit Freunden können zusätzlich belasten, weil da alle möglichen Verabredungen und Partys koordiniert werden müssen. Und sogar die freie Zeit wird mit Plänen und Vorhaben vollgestopft.
Könnte es vielleicht sein, dass auf keinen Fall Langeweile auftreten darf und wir im Grunde Angst davor haben, nicht genug zu tun zu haben?
Ich höre Sie schon lauthals widersprechen.
Kennen Sie den Spruch: „Müßiggang ist aller Laster Anfang.“ Und so treiben wir uns häufig auch selbst durch den Tag, damit ja keine Lücke entsteht. So haben wir die Vorstellung verinnerlicht, unser Wert hängt davon ab, wie sehr wir beschäftigt sind.
Nach dem Motto: Ich leiste viel, also bin ich wer!
Auch wenn der Preis dafür hoch ist. Wir zahlen mit Druck und Anspannung, dafür fühlen wir uns wichtig und wertvoll. Damit wir heute ‚Jemand‘ sind, müssen wir schon gut beschäftigt sein – viel zu tun haben.
Wir schwelgen in einem Kult der Geschäftigkeit. Wir erzählen uns gegenseitig, wie viel wir um die Ohren haben. Es hat den Anschein, als ginge es um einen Wettstreit darum, wer hat den größten und meisten Stress. Und der ist dann der Beste und Größte, oder?
Was verbirgt sich hinter diesem Wettstreit? Meinen wir damit etwa, wenn ich unheimlich viel zu tun habe, dann zeige ich der Welt, wie wichtig ich bin, wie wertvoll mein Leben ist.
Ich weiß, das sind sehr provozierende Sätze und in der Tat will ich aufwecken. Denn der Kult der Geschäftigkeit ist zu einer modernen Dauerkrankheit geworden.
Stellen Sie sich mal vor: Ein Kollege von Ihnen macht in seinem Tempo eine Aufgabe nach der anderen. Er erledigt seine Arbeit in Ruhe und er gönnt sich zwischendurch seine Pausen. Was denken Sie von diesem Kollegen? – Mal ganz ehrlich, während Sie durch den Tag hetzen, denken Sie von diesem Kollegen, dass der wohl nicht ganz ausgelastet ist – der könnte doch ein bisschen schneller arbeiten.
Ist alles deswegen so wichtig, weil wir so hart arbeiten. Und das soll, bitteschön, auch wahrgenommen werden. Wenn es keiner sieht, dann müssen wir eben darüber reden. So steigt die Chance, dass unsere unendliche Anstrengung gesehen wird.
Was würde aber passieren, wenn wir mit unserer andauernden Geschäftigkeit mal für eine längere Zeit aufhören würden. Könnte es sein, dass wir dann merken würden, wieviel Unwichtiges uns in Beschlag nimmt? Letztlich kann diese Frage nur jeder für sich beantworten. Ich meine allerdings, es lohnt sich, darüber nachzudenken.
Es lohnt sich, die ständige Geschäftigkeit in Frage zu stellen und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
Diese Art der Geschäftigkeit reist uns mit wie eine starke Strömung. Ständig kreisen die Gedanken um unsere Aufgaben, wie wir das alles schaffen sollen. Eine heftige Nebenwirkung ist, dass Ängste ohne Aufpreis im Paket sind: Die Angst all das nicht zu schaffen. Ständig plagen uns Sorgen wegen all der Dinge, die wir tun sollten und eben nicht hinkriegen.
Jetzt fragen Sie sicher und was ist die Lösung – eine sehr berechtigte Frage.
Vielleicht denken Sie nun, das Gegenteil von Geschäftigkeit ist Nichtstun oder noch schlimmer Lähmung. Genau das meine ich nicht.
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Der wichtigste Aspekt, wieder zur Ruhe zu kommen, ist die innere Einstellung ändern.
Unsere Pflichten, so zahlreich und beschwerlich sie auch sind, überrollen uns viel weniger, wenn wir uns nicht so leicht von ihnen überwältigen lassen. Es ist ein entscheidender Unterschied zwischen Aktivsein, also die Dinge erledigen, die eben getan werden müssen und der mentalen Empfindung: Alles ist so viel!
Unser tägliches Pensum muss uns nicht automatisch stressen und unglücklich machen oder gar krank. Dazu brauchen wir eine ruhige Geisteshaltung, um eine Aufgabe nach der anderen zu erledigen. Wir brauchen eine Art innere Gelassenheit.
Vielleicht denken Sie jetzt, die hat leicht reden. Mir sitzt mein Chef im Genick und will alles sofort und ganz schnell haben. Oder wenn ich von der Arbeit komme, erwartet meine Mutter, dass ich noch vorbeischaue, und und…
Meine Empfehlung: Tun Sie das, was zu tun ist, effizient und freudig, ohne sich innerlich anzutreiben/aufzureiben: noch mehr – noch schneller – noch besser. Und für den Fall, dass Sie etwas nicht schaffen, weil die Zeit es nicht hergibt, seien Sie ehrlich und mutig und sagen ein bestimmtes und freundliches Nein.
Wenn ich mit Führungskräfte arbeite, höre ich immer wieder, dass ihre Mitarbeiter zu Aufgaben ja sagen. Im Nachhinein gibt es Ärger, wenn der Termin nicht gehalten werden kann. Wenn ich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Seminar habe, dann höre ich: „Mein Chef erwartet das von mir – ich darf nicht Nein sagen.“ Es wird zu wenig miteinander geredet, dahinter steht die große Angst, nicht mehr leistungsfähig zu sein – aussortiert zu werden – ein Nichts zu sein. Was tun die meisten, sie hetzen sich weiter durch den Tag.
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Befreien Sie sich vom Zwang: Sie müssten etwas tun, um jemand zu sein.
Möglicherweise denken Sie jetzt, aber es gibt doch Dinge, die müssen getan werden: Ich muss für meine Kinder kochen, ich muss Geld verdienen, … Das stimmt, wir müssen alle bestimmte Pflichten erfüllen. Aber es zwingt uns keiner, alle diese Pflichten unter Zwang zu tun. Der Zwang etwas tun zu müssen, verursacht Stress und wir werden immer unzufriedener. Im zweiten Schritt denken wir dann: „Wenn nur …, dann ginge es mir gut.“ Kennen Sie dieses ‚Wenn nur‘-Syndrom. Und schon sind wir wieder aktiv dabei, endlich in das Land des ‚Wenn nur‘ zu kommen.
Wie wäre es, wenn Sie sich entspannen und lernen auszuhalten, dass Sie nicht der perfekte Mitarbeiter sind – nicht die perfekte Tochter sind – nicht der perfekte Partner, sondern nur durchschnittlich sind. Ich weiß keiner von uns will durchschnittlich sein. Es würde uns jedoch viel Stress und Druck nehmen.
Also konzentrieren Sie sich auf die Aufgabe, die Sie gerade machen – seien Sie ganz bei der Sache und so manches Mal wird sich ein Flow einstellen. Ah, das tut dann gut.
Und noch ein Wort zum Schluss: Erwarten Sie nicht von sich, dass Sie diese Empfehlungen von heute auf morgen umsetzen können. Haben Sie Geduld mit sich und gehen Sie verständnisvoll mit sich selbst um. Da wird es vielleicht eine kurze Phase am Tag geben, da gelingt Ihnen das und im nächsten Moment hetzen Sie schon wieder und wollen die Welt retten. Wenn jedoch meine Gedanken für Sie einleuchtend sind, dann fangen Sie mit Minischritten an.
Eine kleine Hilfe möchte ich Ihnen noch geben, machen Sie mindestens einmal am Tag die 3-Minuten-Übung. Diese Übung können Sie hier herunterladen und Sie können mir gerne Ihre Erfahrung mit der Übung und Ihre Gedanken zu dem Artikel schreiben, auch oder gerade wenn Sie ganz anders denken.
Ich wünsche Ihnen viele erholsame Momente oder noch besser erholsame Phasen im Laufe des Tagesgeschehens.