Kompetenz – ja oder nein?

„Dafür bin ich doch gar nicht qualifiziert… oder?“

Ich erinnere mich noch gut an ein Projekt, das mir vor ein paar Jahren angeboten wurde. Auf dem Papier war ich genau die Richtige dafür – jahrelange Erfahrung, relevante Skills, sogar ähnliche Projekte hatte ich schon erfolgreich abgeschlossen.

Und doch war mein erster Gedanke: Ob ich das wirklich kann? Ein klassischer Fall von gefühlter vs. tatsächlicher Kompetenz.

Was damals folgte, war kein fachlicher Crashkurs, sondern ein mentaler. Ich musste lernen, meine eigenen Fähigkeiten nicht kleinzureden – und mir selbst zu vertrauen.

Denn Kompetenz ist nicht nur das, was wir können – sondern auch, was wir uns zutrauen. Und dieses Gefühl kann Berge versetzen… oder uns im Weg stehen.

Kompetenz bezeichnet die Fähigkeit und Fertigkeit innerhalb eines bestimmten Themengebietes Probleme zu lösen, sowie die Bereitschaft, dies auch zu tun.

Warum ist das so wichtig? Kurz gesagt, das Gefühl, über ausreichend Kompetenz zu verfügen, ist ein sehr angenehmes Gefühl und ganz wesentlich für eine positive Arbeitseinstellung.

Frage dich an dieser Stelle gern selbst einmal, ob du für all deine beruflichen Tätigkeiten ausreichend Kompetenz besitzt. Oder gibt es einzelne Bereiche, in denen du Unterstützung benötigst? Vielleicht ist es auch so, dass du über ausreichend Kompetenz verfügst, dich aber gar nicht so kompetent fühlst, wie du dich eigentlich fühlen solltest. Vielleicht hast du dir auch schon einmal trotz gefühlter Kompetenz an einer Aufgabe vergeblich die Zähne ausgebissen?

Mit der Kompetenz ist es nämlich so: Gefühlte und tatsächliche Kompetenz liegen oft weit auseinander – in beide Richtungen, einerseits wird die eigene Kompetenz oft überschätzt, anderseits auch oft unterschätzt.

Warum ist Kompetenz so wichtig?

Im Rahmen der verschiedenen New-Work-Ansätze spielt eine realistische Einschätzung der eigenen Kompetenz eine große Rolle, vor allem im Hinblick auf das psychologische Empowerment und die Motivation eines Menschen. Nicht zuletzt sind auch Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein eng an das Gefühl der eigenen Kompetenz gekoppelt. Was die #Resilienz betrifft, so ist ein realistisches Kompetenzgefühl gerade im Hinblick auf mögliche Unter- oder Überforderung im Arbeitsalltag oder auch Selbstwirksamkeit ein wichtiger Faktor.

Ein realistisches Kompetenzgefühl bekommt, wer Fähigkeiten und Fertigkeiten besitzt UND sich ihrer bewusst ist!

Zur Schaffung dieses Bewusstseins können Anerkennung und positive Rückmeldung von anderen übrigens sehr hilfreich sein.

Was hat das alles mit Team-Resilienz zu tun?

Ganz einfach: Teams sind dann besonders widerstandsfähig, wenn ihre Mitglieder nicht nur fähig sind – sondern auch an ihre Fähigkeiten glauben.

Ein Team, in dem sich Menschen ihrer Kompetenz bewusst sind, agiert sicherer, eigenverantwortlicher und lösungsorientierter. Es entsteht weniger Unsicherheit, weniger Reibungsverluste, weniger Rückzug bei Herausforderungen.

Gleichzeitig ist es wichtig, auch im Team Raum für Zweifel und Lernprozesse zuzulassen – und sich gegenseitig dabei zu unterstützen, blinde Flecken zu erkennen oder unentdeckte Stärken zu würdigen.

Resiliente Teams leben von einer realistischen Einschätzung individueller Kompetenzen – und davon, dass man sich gegenseitig zutraut, was man vielleicht selbst noch nicht ganz sieht.

Genau darin liegt der Schlüssel für Wachstum, Vertrauen und gemeinsame Stärke.

 

Weiterlesen: In diesem LinkedIn-Beitrag stelle ich eine Übung für Teamstärke vor.