Wir brauchen mehr Neugierde in den Unternehmen

Haben Sie schon mal Kinder dabei beobachtet, wie sie ihre Welt erkunden? Sie stellen ganz oft die Frage: Warum? So manch Vater oder Mutter kann da schon mal genervt reagieren, denn nach der Antwort auf ein Warum kommt schon das nächste ‚Warum‘ um die Ecke. Kinder sind neugierig auf ihre Welt – sie wollen ihre Welt begreifen – verstehen.

Wie sieht es mit der Neugierde bei uns Erwachsenen aus?

Müssen wir noch neugierig sein? Wir verstehen doch die Welt oder!

Wir leben gerade in einer sehr spannenden Zeit mit vielen Möglichkeiten und gleichzeitig mit vielen Veränderungen. Was gestern galt, hilft heute nicht weiter. Mit Lösungen von gestern, die heutigen Probleme zu meistern, funktioniert nicht mehr.

Unternehmen wünschen sich und brauchen dringend Mitarbeiter*innen mit einer hohen Veränderungsbereitschaft. Nun hat die Forschung herausgefunden, dass die Persönlichkeitseigenschaft Neugier die Veränderungsbereitschaft fördert.

Das ist also die Antwort auf die obige Frage: Es braucht mehr Neugierde.

Gemeint ist nicht die Sensations-Gier, sondern die sog. epistemische Neugierde: die Lust auf neues Wissen und auf neue Entdeckungen sowie die Freude an der Suche nach Problemlösungen. Epistemische Neugierde[1] ist die Grundlage für Innovationen. Neugierige Mitarbeiter*innen haben Lust, Neues auszuprobieren und haben nicht so große Angst vor Fehlern.

In einer Coaching Fortbildung erzählt der Lehrcoach, wenn er vor einer schwierigen Angelegenheit steht, verbindet er sich mit dem Satz: „Ich bin gespannt, wie ich das jetzt hinkriege.“ Diesen Satz habe ich verinnerlicht und er aktiviert recht schnell ein neugieriges Mindset. Natürlich bringt dieser Satz noch nicht die Lösung, aber der Geist wird weit und offen für Neues. Und mit einem offenen Geist finden wir schneller eine Lösung.

Neugierde in Unternehmen

Unternehmen brauchen Mitarbeiter*innen mit dem Persönlichkeitsmerkmal epistemische Neugierde.

Wie kann nun diese epistemische Neugier entzündet werden?

Neugier ist ein zutiefst biologischer Mechanismus. Das heißt jeder Mensch verfügt über Neugier. Und es hat schon immer Neugier gegeben. Jeder Fortschritt, jede Weiterentwicklung entsteht aus Neugier.

Der Funke der Neugier beginnt mit den drei Fragen: „Was? Wie? Warum? Diese drei Fragen aktivieren Neugier und die Freude am Entdecken.[2]

Albert Einstein sagte von sich: „Ich habe keine speziellen Talente, ich bin nur leidenschaftlich neugierig.“

Neugier ist eine Emotion

Emotionen entstehen dadurch, dass wir ein Geschehen bewerten und nicht durch das Geschehen an sich. Das bedeutet, wir haben es in der Hand Neugier zu aktivieren.

Gehen wir noch einen Schritt weiter. Wenn Emotionen über unsere Bewertungen entstehen, welche Bewertungen/Interpretationen brauchen wir für die Emotion Neugier aus:

  1. Die Bewertung der Neuheit und Komplexität. Es wird etwas als neu, unerwartet und vielleicht auch komplex bewertet.
  2. Es gibt noch eine zweite Bewertung: Verständlichkeit (Kohärenz, Konkretheit, Einfachheit der Verarbeitung).

Diese Art der Bewertung leuchtet nicht auf den ersten Blick ein. Gerade diese Form der Bewertung braucht Zeit, Raum und den Austausch.

Sind diese beiden Bewertungen im Gehirn aktiv, dann entsteht Interesse und Neugier. Im Gehirn wird Dopamin ausgeschüttet und wir bekommen noch mehr Lust auf Neues.

Haben Sie jetzt Lust auf eine Portion Neugier? Dann stellen Sie sich die richtigen Fragen und überprüfen Sie Ihre Bewertungen.

 

 

 

 

 

 

[1] Epistemische Neugier ist ein Begriff aus der Psychologie und meint eine Form von Neugier, die darauf gerichtet ist, neue Informationen zu entdecken und neues Wissen zu ermöglichen sowie neue Problemlösungen zu finden.

[2] Vgl. https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/was-macht-menschen-neugierig/