Mitleid schwächt – Mitgefühl stärkt

Besonders für Menschen in einem helfenden Beruf gilt:

Identifizieren sie sich emotional zu sehr mit dem Schicksal anderer Personen, brennen sie aus und werden krank. Das Phänomen wird „empathischen Stress“ genannt.

O-Ton einer Seminarteilnehmerin (Physiotherapeutin in einem Krankenhaus):

„Mein Problem ist, dass ich recht sensibel bin und über meine Antennen zu viele Gefühle von anderen empfange. Ich leide mit meinen Patienten mit. Zum Beispiel: der ist traurig, der hat starke Schmerzen, der ist schlecht gelaunt, der hat Probleme, … Irgendwie registriere ich das und ich merke, wenn ich dann nach Hause komme, dass ich ziemlich k.o. bin.“

So oder ähnliche Aussagen höre ich in meinen Resilienz-Seminaren von Pflegekräften sehr oft.

Mitleid führt dazu, dass wir von dem Leid anderer überflutet werden – wir leiden mit – spüren das Leid als wäre es unser eigenes. Leiden wir, dann können wir nicht mehr klar und lösungsorientiert denken.

Empfinden wir häufig Mitleid führt das zu Gefühlserschöpfung und Hilflosigkeit. Manchmal kippt übermäßiges Mitleid in Gleichgültigkeit und Zynismus.

Wie kommen wir aus dem erschöpfenden Mitleid raus?

Mitgefühl ist ein Weg.

Mitgefühl ist ein positiver geistiger Zustand und mobilisiert Kraft im Umgang mit fremden Leid.

Die Neurowissenschaftlerin, Tania Singer hat in ihren Forschungen festgestellt, dass Mitgefühl und altruistische Liebe mit positiven Gefühlen verbunden sind.

Mitgefühl stärkt unsere innere Kraft und unsere innere Balance. So sind wir viel eher in der Lage, wirksam helfen zu können.

Wie geht Mitgefühl?

Sehr hilfreich ist die Meditation der liebenden Güte, die Metta Meditation. Die Meditation kommt aus dem Buddhismus und „Metta“ bedeutet so viel wie Freundschaft, Freundlichkeit, Sanftheit und Liebe.

Es gibt viele verschiedene Formen der Metta-Meditation und ich stelle Ihnen eine Variante vor, siehe Bild unten. Sie können auch Ihre eigenen Sätze wählen oder einfach mal googeln.

Ich habe diese Meditation einer Gruppe von Frauen mit einer Krebserkrankung beigebracht. Mir ist immer wieder berichtet worden, wie hilfreich diese Meditation erfahren wird.

Auch Pflegekräften kann diese Meditation helfen, sich auf gesunde Weise von dem Leid der Patient*innen abzugrenzen und die emotionale Erschöpfung zu reduzieren.

Noch einen wichtigen Punkt möchte ich erwähnen: Wir müssen lernen, Leiden nicht sofort wegmachen zu wollen, sondern einfach wahrzunehmen – da sein lassen. Ich rede hier nicht von Schmerzen, sondern von Leiden. Es geht also auch darum die eigene Hilflosigkeit anzunehmen.

Probieren Sie die Metta-Meditation aus und ich freue mich über Ihre Erfahrungen.