Loslassen schenkt uns wieder Kraft

Kürzlich las ich in einem Artikel folgendes Zitat:

„Loslassen kostet weniger Kraft als festhalten. Und dennoch ist es schwerer! “Wahre Worte, die auf viele Bereiche unseres Lebens zutreffen – vor allem, wenn wir an die großen Themen denken: Beziehungen, Wohnort, Beruf. Wie oft halten wir an unbefriedigenden Jobs fest oder an Menschen, die uns nicht (mehr) guttun? Aber auch an kleinen, alltäglichen Dingen halten wir oft lieber fest, statt loszulassen: Wir wollen alle Termine abhaken, die für den heutigen Tag im Kalender stehen. Wir haben uns im Fitnesscenter eingeschrieben und wollen wenigstens einmal die Woche dort trainieren – und und und.

Für unsere Resilienz ist es enorm wichtig zu erkennen, wann es sich lohnt, an einer Sache festzuhalten und wann wir besser loslassen sollten, weil wir nicht weiterkommen und wertvolle Energie verschwenden. Warum fällt es uns überhaupt so schwer loszulassen?

Loslassen heißt nicht Scheitern

Ich denke, es hat damit zu tun, dass wir uns sehr schnell fühlen, als wären wir gescheitert, wenn wir ein Vorhaben aufgeben. Kein schönes Gefühl, zumal Scheitern in unserer Gesellschaft sehr negativ behaftet ist. Aber hier gilt es genauer hinzuschauen.

Ist es wirklich Scheitern, wenn wir zwei von sechs To-dos aus unserem Kalender auf den morgigen recht unverplanten Tag verschieben, um uns heute ein wenig zu entlasten? Ist es Scheitern, das Abo im Fitnesscenter zu kündigen, weil wir feststellen, dass uns Hanteltraining einfach keinen Spaß macht? Nein, ist es nicht! Es ist vielmehr ein bewusstes, produktives Aufhören, dem die Erkenntnis vorausgeht, dass Loslassen im Moment besser wäre als ein zwanghaftes Festhalten an Plänen oder Vorsätzen und kann damit auch ein Ausdruck guter Selbstfürsorge sein.

Die zwei verschobenen To-dos gehen uns vielleicht morgen viel leichter von der Hand, weil wir keinen Zeitdruck haben. Das Geld für die Mitgliedschaft im Fitnesscenter kann in sportliche Aktivitäten fließen, die mehr Freude bringen.

Von Scheitern kann deshalb gar keine Rede sein. Ich möchte Sie deshalb einladen, in Ihrem Alltag einmal nach dem feinen Unterschied zwischen Scheitern und bewusstem, produktiven Aufhören zu suchen – ein leicht veränderter Blickwinkel, der uns das Loslassen im täglichen Leben jedoch enorm erleichtern kann.